von Katrin Reichelt
Schulter, Nacken, Knie oder Hüften – sie spiegeln unsere innere Verfassung wider. Der französische Osteopath Jean-Pierre Barral hat die Sprache der Gelenke entschlüsselt. Er fand heraus: Stress wirkt auf sie wie Sand im Getriebe.
Steif wie ein Brett. Innerlich blockiert. Vielleicht auch ab und an „halsstarrig“. „Dr. Volksmund“ spricht eine klare Sprache. Unsere Redewendungen verraten oft schon, wohin die Reise gehen sollte: zu mehr Flexibilität oder Aufrichtigkeit, zu weniger „Den-Kopf-Einziehen“ oder zu mehr „Sich-Gerade-Machen“. Der Körper versucht uns mithilfe von Schmerzen dahin zu bringen, seine Signale ernst zu nehmen. Erst hat er es leise probiert. Nun wird er vehement.
DER ANDERE BLICK DES OSTEOPATHEN
„Unsere Emotionen, Organe und Gelenke stehen nicht isoliert nebeneinander“, sagt der weltweit renommierte Osteopath Jean-Pierre Barral. „Sie tauschen Botschaften miteinander aus, und wir müssen
lernen, ihre Bedeutung zu verstehen. Es ist wichtig, dass wir uns mit unseren Schmerzen auseinandersetzen und wissen, wo unsere Schwachpunkte liegen.“ Das klingt nach Arbeit. Das TIME-Magazin kürte
seinen innovativen Heilansatz dennoch zu einem der bedeutendsten des neuen Jahrtausends. Denn was er sagt, klingt gleichzeitig nach einer anderen Möglichkeit als Schmerzen, noch mehr Schmerzen und
schließlich Gelenkersatz. Ohne dass wir verstehen, wo unsere Wunden sind und was sie überall im Körper auslösen, werden Schmerzen allenfalls kurzfristig verschwinden.
Fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an Gelenkarthrose. Jeder Zweite kennt Rückenschmerzen, die oft schon im Schulalter beginnen. Wenn Sie, so wie
es auch die Homöopathie tut, davon ausgehen, dass geistige, seelische und körperliche Umstände Kettenreaktionen auslösen können, öffnet sich eine neue Tür. Sie werden in die Lage versetzt, das aktiv
zu beeinflussen, was ursprünglich zu den Beschwerden führte.
ANGEBOREN & ERWORBEN
Zunächst einmal: Für die Gesundheit und Flexibilität unseres Knochen- und Gelenksystems sind sowohl angeborene als auch erworbene Faktoren verantwortlich: die genetische Disposition einerseits, in
Kombination mit den psychischen und physischen Umständen, von denen Mütter während der Schwangerschaft beeinflusst werden. Andererseits zeigt das, was wir im Laufe unseres Lebens erleben und
erfahren, permanent Wirkung: Unfälle, Traumata, seelische Verletzungen. Doch auch, wie (z. B. mit welcher Nahrung) und wo (z. B. in den Bergen, der Großstadt) wir aufwachsen, sind wichtige Faktoren.
Um den heftigen Schmerz der Gelenke erklären zu können, muss man wissen: Jedes einzelne besitzt ein hoch entwickeltes Nervennetzwerk, das an jeder einzelnen unserer Bewegungen beteiligt ist.
Botschaften werden vom Gehirn empfangen und zurückgesandt. Bei Beschwerden transportiert ein Gelenk Millionen von Negativbotschaften in die Schmerzzentren des Gehirns, die dann miteinander verknüpft
werden. Die Auslöser reichen von wetterbedingter Feuchtigkeit über Verletzungen bis zu hormonellen bzw. Verdauungsstörungen. Immer sind auch psychosoziale Faktoren involviert, die zu viel Spannung in
der Wirbelsäule auslösen, die dann wiederum in sämtliche Gelenke und Organe geleitet wird. Es ist bekannt, dass Migräne oft durch Probleme der Halswirbelsäule verstärkt wird. „Was weniger bekannt
ist: Infektionskrankheiten können Auswirkungen auf Knie und Hüften haben, ein steifer Nacken hat vielleicht seine Ursache in den Zähnen und schlechtes Sehvermögen wirkt sich auf die Wirbelsäule
allgemein aus.“
VIELE FAKTOREN SIND BETEILIGT
Jedes Trauma, sei es seelischer oder körperlicher Natur, hinterlässt eine Spur – physisch, aber auch energetisch. In dem elektromagnetischen Feld, das jeden Menschen umgibt, entsteht an der Stelle
der Verletzung eine Art Riss. So kommt es, dass Sie sich danach dort immer wieder stoßen.
Jede Verletzung und Verunsicherung spiegelt sich auch in unserer Körperhaltung wieder – und hat Folgen:
Es gibt nicht die Wunderwaffe. Doch es gibt sinnvolle Maßnahmen, um vorzubeugen und die Gelenke auf sanfte Weise zu unterstützen. Dazu gehört das Verständnis, wie wir innerlich vernetzt sind. Osteopath Jean-Pierre Barral erklärt, wie Organe unter Umständen Störungen in die Gelenke projizieren, die wir sonst nicht wahrnehmen:
BEWEGUNG ist am wichtigsten für die Gelenke – und zwar schonende und abwechslungsreiche, um sie nicht einseitig
zu belasten. Sinnvoll ist es, langsam mit dem Training zu beginnen. Experten empfehlen Trainingseinheiten von
30 Minuten.
ERNÄHRUNG erzeugt ebenfalls bestimmte Kettenreaktionen in den Gelenken, die Sie durch eine bewusste Umstellung
positiv beeinflussen können. Essen ist Medizin!
ENTGIFTEN: Ideal zum Entschlacken sind Dampfbad und Sauna.
Jedes Mittel der Homöopathie hat sein ganz eigenes Wirkprofil, in dem immer auch eine seelische Komponente enthalten ist. Außerdem richtet sich die Wahl der Arznei immer nach den
Modalitäten:
Von den Kiefergelenken bis zu den Zehen: In Jean-Pierre Barrals Buch „Die Sprache unserer Gelenke“ wird genau erklärt, welche seelischen Blockaden hinter den Schmerzen im jeweiligen Körperbereich stecken. Anhand von Fallbeispielen erklärt er allgemein verständlich die Sprache der Gelenke und deren Gedächtnis, das Zusammenwirken von körperlichen und geistigen Befindlichkeiten und zeigt Wege zu einer gesünderen Lebensführung fernab von Medikamenten und Apparatemedizin. Eine Wissensbank! Südwest Verlag, 19.99 Euro