von Katrin Reichelt
Die Symptome ähneln sich. Ein Laie kann sie kaum unterscheiden. Sie sind auch noch denen der Glutenintoleranz verdächtig nahe. Und außerdem treten die Unverträglichkeit von Gluten und von Milch auch noch gerne im Doppelpack auf… nämlich in 80 Prozent der Fälle.
Um diesen Wust an Reaktionen von Magen und Darm, Kopf und Gelenken, Seel und zentralem Nervensystem auch nur einigermaßen zu sortieren, ist es wichtig, genaue Unterscheidungen zu treffen und sich gegebenenfalls bei einem Allergologen testen zu lassen.
LAKTOSE-INTOLERANZ
Die Laktose-Intoleranz ist eigentlich ein natürlicher Vorgang, der sich nach dem Abstillen allmählich entwickelt, weil der Mensch ursprünglich nicht darauf angelegt ist, ein Leben lang Milch zu trinken. Um sie aufzuspalten, braucht er das Enzym Laktase, das aber über die Jahre bis zum Erwachsenenalter kontinuierlich abgebaut wird, weil es nicht mehr gebraucht wird. 80 % der Weltbevölkerung haben deshalb eine Laktose-Intoleranz, ohne dass dies als Krankeit angesehen wird.
DAS LIEBE VIEH
Doch auf der nördlichen Erdhalbkugel leben wir längst unter anderen Bedingungen. Dadurch, dass milchgebende Tiere zu unseren Nutztieren und unserer Landwirtschaft zählen, sind sie zu einem zentralen Wirtschaftsfaktor geworden. Und eine der Folgen ist, dass wir weiter eifrig Milch trinken, allem voran Kuhmilch.
Durch unsere Milchwirtschaft ist quasi ein künstlicher Bedarf für das Enzym Laktase entstanden, weil die viele Milch, die wir alle weit über das Kindesalter hinaus so reichlich trinken,
schließlich im Körper verarbeitet werden muss. Und obwohl wir uns durch Evolution weitgehend an dieses Angebot angepasst haben, kann dennoch nicht jeder menschliche Körper tierische Milch vertragen.
Bei 5 bis 15 % der Menschen funktioniert der Enzymstoffwechsel nicht richtig und es kommt zu erheblichen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, aber auch zu Befindlichkeitsstörungen wie Müdigkeit, Burnout
und depressiven Verstimmungen – um nur einige zu nennen.
In einem solchen Fall sopricht man von einer erworbenen Laktoseintoleranz, also eine Intoleranz gegen MILCHZUCKER.
Fermentiert das Milchprodukt jedoch (wie z.B. bei Yoghurt), verschwindet der Milchzucker zunehmend durch Vergärung. Daher kommt es, dass viele Menschen normale Milch nicht vertragen können,
fermentierte jedoch schon.
Doch es gibt auch diejenigen mit einer angeborenen Laktose-Intoleranz. Ihnen fehlt durch einen Gendefekt die Laktase, um den Milchzucker aufzuspalten; sie vertragen auch keine Muttermilch und müssen deshalb auf Getreidemilch ausweichen. Andernfalls kommt es bei Babys zu schwerwiegenden Symptomen und Gedeihstörungen, im schlimmsten Fall sogar zu Hirnschädigungen.
GANZ IM GEGENSATZ DAZU: KUHMILCH-EIWEISSALLERGIE
Eine völlig andere Ursache mit ganz ähnlichen Symptomen ist die Kuhmilcheiweißallergie. Angenommen den Fall, die Allergie besteht wirklich "nur" gegen Kuhmilch. Dann kommen durchaus andere
Milchprodukte in Betracht wie Schaf, Stute, Kamel oder Ziege – und immer vorausgesetzt, es gibt keine gleichzeitige Laktoseintoleranz!
Wenn diese jedoch vorhanden ist, muss man, selbst wenn man keine Kuhmilch, sondern andere tierische Milch trinkt bzw. Milchprodukte isst, das benötigte Enzym Laktase (Laktrase-Tabetten/Apotheke)
künstlich zuführen. Der aufzuspaltende Milchzucker ist in jeder Milch vorhanden, nicht nur in Kuhmilch – und den kann ein Körper mit Laktasemangel allein nicht abbauen.
Was jedoch in keiner anderen Milch vorhanden ist (und auch nicht in den aus anderer Milch hergestellten Milchprodukten) ist das Kuhmilcheiweiß.
FAZIT:
In jedem Fall sollten Sie bei Verdacht die Symptome sorgfältig notieren und Rücksprache mit einem Experten halten.
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