IN UNSERER SEXUALISIERTEN WELT hat eine homöopathische Arznei eine ganz neue Bedeutung erlangt: Platin. Gewonnen aus einem der edelsten und teuersten aller Metalle – es dient der Schmuckherstellung und der Geldanlage – ist diese Arznei die Helferin für die stolzen Königinnen der Nacht.
Sie kommt zum Einsatz, wenn der Bogen aus romantischer Sehnsucht und sexuellem Begehren überspannt wird. Sie heilt die Wunden, wenn eine Frau zu viele Frösche küsst, die sie zuvor für Prinzen
gehalten hatte. Sie lindert den Schmerz der Enttäuschung, aus dem heraus sich Demütigung in falschen Stolz verkehrt.
Platin ist das Mittel, wenn Frauen ihre Ansprüche immer höher schrauben und nichts ihre Wünsche mehr befriedigen kann. Sie suchen nach der vollkommenen Liebe. Doch sie suchen an der falschen Stelle.
Immer tiefer verstricken sie sich in Exzesse, die sie immer weiter fort locken von ihrem eigentlichen Ziel. In unzähligen Märchen wurde das Platin-Thema beschrieben, von kleinen Mädchen in allen
Variationen nachgespielt und von zahllosenerwachsenen Frauen insgeheim erträumt: die Geschichte von der Frau, die von einem perfekten Prinzen heim auf sein Schloss gebracht wird.
Obwohl weich und leicht zu schmieden, ist die Spannung von Platin so hoch, dass es allein dadurch in der Lage ist, einen Stein in seiner Fassung zu halten. Im 17. Jahrhundert wurde das Edelmetall in
Südamerika als lästiges Begleitmaterial beim Goldwaschen entdeckt … und wieder zurück in die Flüsse geworfen. Im 18. Jahrhundert hat der italienische Humanist Julius Caesar Scaliger Platin erstmalig
beschrieben, als ein seltsames weißliches Metall, das einfach nicht zum Schmelzen zu bringen war. Wenig später war es in den Königshäusern so heiß begehrt, dass sich die Herrscher Platin in ihre
Gewänder einnähen oder ganze Zimmer daraus bauen ließen. Seit dieser Zeit gilt es als kostbarer als Gold.
Er muss vollkommen sein, der Prinz, der den Platin-Typ heimholt. Einzigartig, gut aussehend, reich, makellos und intelligent. Er bringt sie auf sein Schloss (wahlweise Landsitz, Penthouse, Yacht,
Luxusvilla) und sie hat es endlich allen gezeigt – am meisten jedoch sich selbst. Um die komplexe Seele des extravaganten und verführerischen Platin-Typs zu verstehen, muss man die Hintergründe
kennen. In vielen Grundügen sind sich Platin und Ignatia ähnlich. Doch was sie unterscheidet, ist die Härte von Platin. Eine Frau, die diese Arznei braucht, lebt in einem ungeheuren Spannungsfeld.
Einerseits empfindet sie abgrundtiefe Einsamkeit und Selbstzweifel (wie das verwaiste Aschenputtel). Oder sie befindet sich am entgegengesetzten Ende der Skala: dort, wo Stolz, Selbstüberehung und
Arroganz zuhause sind (wie bei Aschenputtels Stiefschwestern). Letzteres soll helfen, Ersteres zu kompensieren. Bei Platin gibt es keine Mitte. Es gibt nur diese Spannung, den Spagat über dem Abgrund
ihrer gespaltenen Gefühle. Sie ist, wie die Stil-Ikonen Victoria Beckham, an und auf den Laufstegen der Topmodels zu finden; sie erscheint beim Casting, wenn Deutschlands nächster Superstar gesucht
wird; sie tanzt wie Paris Hilton in den Clubs, wo die Königinnen der Nacht ein- und ausgehen. Sie könnte jederzeit entdeckt werden. Entsprechend makellos ist ihre Erscheinung. Platin ist tatsächlich
außergewöhnlich: klug, schön, sinnlich und exklusiv gekleidet … der Typ, der jeden Mann in Aufruhr versetzt. Doch er wird nicht lange bleiben. "Er kann mir nicht das Wasser reichen", stellt die
Platin-Frau fest nach einer einzigen Nacht. Er ist einfach zu unkultiviert, zu unsensibel. Er ist nicht ideal. Er ist stattdessen menschlich. Das ist sein Todesurteil.
»Wenn Männer mich beeindruckt haben, dann nicht mit der Art,
wie sie mein Herz erobert haben, sondern wie sie es wieder verlassen haben.«
SALMA HAYEK (*1966)
AUF DEM HOHEN ROSS
Oft hat eine Platin-Frau in früher Kindheit einen Elternteil verloren, durch Scheidung oder Tod, oder sie ist als Kind nicht beachtet worden. Zum Schutz hat sie sich eine Prinzessinnen- Scheinwelt
erbaut, in der niemand ihr mehr wehtun kann. Oder sie ist – im Gegenteil – überhöht worden. "Schau doch nur, ist sie nicht einzigartig? Die Schönste? Und so klug! Sie ist ein Wunder …“ Eltern wissen
nicht, was sie Kindern antun, wenn sie sie ignorieren oder auf ein solches Podest stellen, wie tief ihre Töchter stürzen, wenn sie nicht menschlich und fehlbar sein dürfen und irgendwann von ihrem
hohen Ross herunterfallen. Denn oft haben sie alle, die sie auffangen könnten, aus ihrem Leben vertrieben oder gar nicht erst hereingelassen.
Platins größte Sehnsucht bleibt fortan, in ihrem wahren und hohen Wert erkannt zu werden. Sie ist geradezu süchtig danach. Doch sie selbst macht dieses Unterfangen schwer: Sie versteckt sich zwar
nicht hinter Manipulation und Verführung wie Lachesis und auch nicht hinter Aufopferung und Nützlichkeit wie Natrium. Stattdessen gibt sie sich unnahbar, damit sie (ähnlich wie Natrium) unter keinen
Umständen verletzt oder zurückgewiesen wird. Sie stilisiert sich selbst zur unantastbaren und überlegenen Königin.
DIE JAGD NACH BESTÄTIGUNG
Ausgelöst wird die entgleiste Seite von Platin häufig durch Enttäuschung, Ablehnung und Missachtung. Demütigung trifft sie bis in die tiefsten Grundfeste ihrer Seele, und so kommt ihr
(selbst-)zerstörerisches Rad in Schwung: das Gefühl von Wertlosigkeit, kompensiert durch Arroganz, gefolgt von mehr Wertlosigkeitsgefühlen und noch mehr Arroganz. BeideZustände sind bei Platin
extrem. Und genauso ist es auch ihr Verlangen nach Sex. Beides zusammen ergibt einen Cocktail, der sie trunkener macht als ihr gut tut. Verehrer riechen diese einzigartige Mischung. Doch sie kommen
nicht, um diese tiefgründige, kultivierte, sehnsüchtige, meist kluge und nahezu immer sinnliche Frau zu treffen. Sie kommen einfach, um abzusahnen. Und dann gehen sie wieder. Ihre Jagdgründe sind die
Internet-Edelplattformen der Partnerschaftsvermittlung, die Bars von schicken Restaurants, wo Platin-Frauen auf ihren Tisch warten, oder die vorderen Reihen angesagter Modenschauen.
Was eine Frau, die dieses Mittel braucht, unter keinen Umständen fühlen will, ist ihre Trauer, wenn jemand ihren Wert nicht sieht. Stück für Stück wird sie so abhängig von permanenter Selbstbestätigung. Sexuell überreizt und seelisch enttäuscht, wird sie zur Jägerin der Nacht.
PLATINS SINNLICHKEIT
Entsprechend ihrem eigenen Gefühl, besonders zu sein, kommt für sie – unabhängig von der Anzahl der Frösche, die sie inzwischen geküsst hat – auch weiterhin nur ein perfekter Mann in Frage. Sie ist
überaus idealistisch und romantisch bei ihrer Suche: Irgendwo ist er, der vollkommene Seelengefährte, direkt von Gott zu ihr gesandt. Sie hasst Männer, die nur auf Sex aus sind und sich nicht für
Liebe und deren spirituelle Seite interessieren. Platin verdrängt dabei ihre eigene Sexualität, oder erhebt sie in einen „heiligen Akt“. Doch andrerseits kann sie auch nur die animalische Seite ihrer
Sinnlichkeit ausleben. Sie benutzt Sex dann lediglich zu ihrer Entspannung, bisweilen auch exzessiv. Wie auch immer: Es fehlt ihr wieder die Balance. Weil Platin ihren eigenen inneren Zwiespalt – ihr
starkes sexuelles Verlangen im Kampf gegen ihre spirituelle Sehnsucht bach Einssein – kaum erträgt, will sie nicht auch noch von einem Mann in eine (noch) verhängnisvolle(re) Beziehung verstrickt
werden. All ihre Gefühle dringen tief in sie ein. Doch sie macht sie eher mit sich aus – auf eine feine und zurückhaltende Art – als andere in ihren emotionalen Strudel zu ziehen, so wie es zum
Beispiel Lachesis durch Eifersucht, Ignatia durch dramatische Auftritte oder Pulsatilla durch Bedürftigkeit tun würden.
DIE ANGST VOR DEM ÄLTER WERDEN…
… kann auf die zu ihr passende homöopathische Arznei hinweisen:
DIE GEISHA
In der feinen Kunst japanischer Geishas, für die Männer für eine einzige Nacht (auch ohne Sex) fünfstellige Summen hinblättern, ist die Persönlichkeit von Platin auf vollkommene Weise repräsentiert.
Wenn man Platin – auch das ist eine Seite ihres Wesens – im Zustand der hübschen Barbie-Puppe mit ihren schönen Kleidern trifft, dann lebt sie ganz und gar in ihrer eigenen unerreichbaren Welt, für
immer jung und schön. Dort ist sie anziehend, attraktiv, wird verehrt und bewundert. Sie selbst merkt gar nicht, dass sie mit dem Kokon, den sie um sich spinnt, genau das erzeugt, was ihr selbst
angetan wurde und worunter sie leidet: nämlich Distanziertheit und Vereinsamung.
Natürlich hat sie auch im Beruf einen hohen Anspruch an sich selbst: Sie mag Ordnung,
Pünktlichkeit und dass man ihr Verantwortung überträgt. Sie ist dabei zielorientiert, strategisch sicher und aufmerksam. Doch anders als bei Arsenicum ist ihre Haltung nicht übertrieben, solange sie
gesund ist. Sie fühlt sich einfach gut, wenn sie anerkannt wird, Lob bekommt – wenn sie sich attraktiv und erfolgreich fühlt. Das stärkt ihr den Rücken.
Sie ist selbstbestimmt, informiert, kultiviert und sexy – und sie weiß es. Der große Wert, den sie in sich trägt, soll sich in ihrer Außenwelt widerspiegeln. Eine Platin-Frau ist oft hochbegabt. Sie
kennt sich aus in Kunst und Kultur, nutzt ihr Wissen und ihre Verbindungen.
Sie benutzt gern Fremdwörter im Gespräch, und wenn ihr Gegenüber die nicht kennt, sieht man auch gleich wieder ihr leichtes Naserümpfen. Doch solange sie sich anerkannt fühlt, macht es Spaß, mit Platin zu arbeiten. Verliert sie jedoch ihr Selbstwertgefühl – eine andere Frau wurde befördert, ihr Chef hat ihre Vorschläge ohne weitere Begründungen ignoriert – dann strengt sie sich sofort wieder unverhältnismäßig an, um dennoch ihre Karriere voranzutreiben. In ihrer dann losbrechenden Redelust und ihren atemberaubenden Überzeugungsversuchen erinnert sie ein wenig an Lachesis, dem Typ, mit dem Platin oft verwechselt wird. Auch im Beruf überspannt sie unter Druck sogleich den Bogen, sodass man kaum mehr etwas Natürliches in ihrem Bestreben erkennen kann. Weil sie in einer solchen Situation selbst so viel von sich erwartet, verlangt auch ihre Umgebung ihr nahezu Unmenschliches ab. Man bekommt den Eindruck, als spreche sie aufgrund ihrer überhöhten Selbstwahrnehmung eine wortlose Einladung aus, die Latte immer höher zu legen, als sie eigentlich springen kann.
DIE UNNAHBARE
Platin unterwirft ihre eigenen Bedürfnisse oft dem Zepter dessen, was sie für vollkommene Herrschaft hält: die nahtlose Verschmelzung von Körper und Geist. Sie wünscht sich zwar eine spirituelle
Liebe, lässt sich aber andererseits nicht auf Beziehungen ein. Frauen fühlen sich befremdet durch ihre überzogene Anspruchshaltung, empfinden sie oft als arrogant und unrealistisch. Männer dagegen
fesselt das Versprechen hinter der hoheitsvollen Maske. Es stachelt ihren Ehrgeiz geradezu an, hinter diese Fassade zu dringen. Nicole Kidman, der australische Filmstar, weckt diese Art von
Sehnsucht, bei der viele Männeraugen zu glitzern beginnen. Eine faszinierende Erscheinung, eine Lady, schlank und feingliedrig, sehr erotisch, ein bisschen geheimnisvoll: In ihrer Sexualität liegt
etwas Be- und Verzauberndes … was umso reizvoller wirkt, da es ihr scheinbar nicht bewusst ist. Sie trägt ihre Ausstrahlung nicht zu Markte – sie zelebriert sie stattdessen. Wenn Platin gesund und in
einer festen Beziehung ist, dann flirtet sie nicht, weil ihre Verlustängste dazu viel zu groß wären. Vollkommenheit, einmal erreicht, würde sie für keinen Flirt aufs Spiel setzen.
WENN DER STOLZ KRANK MACHT
Wenn sie nach all den Enttäuschungen und Schocks, die sie erlebt hat, jedoch schließlich krank wird, dann verzerrt sich ihre Wahrnehmung. Sie wird nicht etwa verbittert oder rachsüchtig. Stattdessen
zieht sie ihre stolze Mauer immer höher und redet sich nun ein, einfach zu gut für diese Welt zu sein, zu hochstehend, zu erhaben. Auf der körperlichen Ebene entwickelt sie vielerlei
Taubheitsgefühle, besonders im Gesicht. Oder es kommt ihr vor, als ob ihr Mund verzerrt sei. Einzelne Körperteile fühlen sich plötzlich größer an, während andere Menschen oder Gegenstände kleiner
wirken, als sie tatsächlich sind. Was einer solchen Frau das homöopathisch potenzierte Platin schenken kann: dass sie nicht länger Opfer der Sicht- und Handlungsweisen anderer Menschen ist (und auch
nicht ihrer eigenen). Sie kann aufhören, zwanghaft über dem zu stehen, was sie bis ins Mark ihres Frauseins trifft. Sie kann auf die Erde heruntersteigen und Anderen erlauben, sie wirklich
kennenzulernen. Denn anders, als der erste Eindruck glauben macht, ist Platin in ihrem Wesen offen und freundlich. Sie wünscht sich sogar, dass man sie mag. Sie wirkt vielleicht so, als wollte sie
etwas Besonderes sein. Doch in Wirklichkeit will sie einfach erkannt und angenommen werden, wie sie ist, ohne Abstriche machen zu müssen … nicht in ihren Stärken und auch nicht in ihren
Schwächen.
WIE KANN ICH DENN UM HILFE BITTEN?!
Im erkrankten Zustand ist es ihr nahezu unmöglich, nach Hilfe zu fragen. Nachdem ihr Bedürfnis nach Unterstützung oft zurückgewiesen wurde, ist einer Platin-Frau das Risiko, erneut enttäuscht zu
werden, einfach zu hoch geworden. Sie will alles allein durchstehen. Es ist, als ob sie ihren inneren Schmelzpunkt neu suchen oder überhaupt erst finden müsste, an dem ihre extreme innere Spannung
sich wieder verflüssigen kann. Wenn sie weinen könnte, sich anvertrauen, verletzlich werden, könnte sie auch wieder zugänglich werden für das Leben mit all seinen Unvollkommenheiten. Doch bis dahin
ist es noch ein langer Weg für sie. Ihr großer Vorteil ist jedoch, dass sie eine große Bereitschaft zur Selbsterkenntnis hat, die nicht gespielt ist. Ihr Denken ist tiefgründig und differenziert.
Anders, als zum Beispiel Silicea, die sich den Rat anderer Menschen anhört und dann doch weitermacht wie bisher, will Platin es wirklich wissen. Denn ihre Getrenntheit von sich selbst ist ihre größte
und schmerzlichste Wunde.
ZWÄNGE UND PHOBIEN
Den einen erscheinen sie wie nette kleine Verschrobenheiten. Für die anderen sind Zwänge oder Phobien eine Tortur, die zunehmend ihr Leben beherrscht. Wenn man sie frühzeitig homöopathisch behandelt, kann das passende Mittel helfen, die Störung zu harmonisieren.
WENN IHR DIE AUGEN AUFGEHEN…
Wenn der Platin-Typ sich schließlich jemandem anvertraut, der keine Angst vor ihrer Art von Stolz hat, dann kann sie sehen: An ihrer Grundstruktur ist irgendetwas überspannt und aus der Schwingung
geraten. Sie kann erkennen, dass sie auf vielerlei Weise seelisch und körperlich darunter leidet, und das will sie mithilfe der Homöopathie ändern:
Fühlt sie sich nicht anerkannt, kann sie verbal absolut hysterisch und vernichtend werden. Alternativ leidet sie still und verschwindet wieder in ihrem Elfenbeinturm. Die Menschlichkeit geht ihr bei
so viel Erwartung an sich und andere leicht verloren. Andere Menschen können unmöglich erfüllen, was sie von ihnen verlangt. Sie sieht ihre schreckliche Angst vor Kontrollverlust: Beim Sex kann sie
dadurch sogar in Ohnmacht fallen. An den weiblichen Geschlechtsorganen – Symbol für Verletzlichkeit (auch beim Mann) – ist sie extrem empfindlich. Oft verkrampft sie sich bei Berührung so sehr, dass
keine gynäkologische Untersuchung möglich ist. Ein Scheidenkrampf beim Sex ist ein typisches Platin-Symptom.
Die Schleimhäute sind ebenfalls überempfindlich und sensibel gegen jede Berührung, inklusive der von Tampons und Binden. Wenn sich die körperlichen Symptome verstärken, bessern sich bei ihr die
seelischen – und umgekehrt.
Bei steigender Spannung, kann sie das Gefühl entwickeln, sie könne "ihren Partner umbringen", obwohl sie das in Wirklichkeit nie tun würde. Sie entwickelt Angst, wenn nicht die Zwangsidee, ihm
könnte etwas zustoßen.
Platins (Er-)Lösung liegt nicht darin, ihre innere Spannung immer wieder aufs Neue auszutarieren. Sie muss vielmehr an die Grenzen ihrer Sehnsucht nach Lob und Bewunderung stoßen. Für eine
Platin-Frau geht es darum, ihren Stellenwert, den sie generell zu hoch einstuft, ganz neu zu definieren – und zwar aus sich selbst heraus, ohne die permanente "Fütterung" von außen.
AUS DEM OLYMP IN DIE MENSCHLICHKEIT
Interessant ist, dass das Gegenmittel zu Platin – also die Arznei, die die Wirkung von Platin außer Kraft setzt – Pulsatilla ist. Sie ist so viel näher am Thema der Verletzlichkeit, so weich und
nachgiebig wie Platin hart und gespannt.
Auch bei Pulsatilla finden sich die wechselnden Stimmungen, die Platin so vertraut sind. Doch Pulsatillas Sehnsucht nach Unterstützung ist viel vordergründiger. Auch sie hat große Angst vor dem
anderen Geschlecht – doch ihre Erwartungen sind nicht so übersteigert und ihr Lustempfinden ist nicht so chronisch überreizt. Pulsatilla ist vom Grundsatz her großzügig, nachgiebig und versöhnlich
auch bei großen Dingen, während Platin selbst bei unwichtigen Kleinigkeiten gereizt und ernsthaft reagiert. Und noch ein weiteres Symptom ist bei ihr besonders auffällig: Wenn sie sich gerade in
ihrer "verächtlichen Phase befindet, das heißt, wenn sie sich selbst gerade als besonders verletzlich und verachtenswert empfindet, dann wird sie oft von Heißhungerattacken überfallen, deren
Befriedigung sie dann zumindest ein wenig tröstet.
Immer wieder verfängt sich Platin im Widerstreit von Instinkt und Intellekt. Wenn sie diese beiden Seiten, die in jedem Menschen vorhanden sind, nicht als Widersacher kategorisieren würde; wenn sie
sie einfach in sich einbetten könnte als zwei Aspekte derselben Medaille – des Menschseins schlechthin – dann wären ihre Probleme bereits auf dem Weg zur Lösung. Dank der homöopathischen Arznei
Platin wird die innere Spannung auf sanfte Weise gemildert, sodass die extremen Zacken in eine sanftere Welle übergehen. Platin wird wieder formbar. Sie lernt, nur so viel Spannung aufzubauen, wie
sie tatsächlich braucht, um ihr inneres Juwel in sich zu halten.
»Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, einmal daraus zu erwachen«
JOSEPHINE BAKER (1906 – 1975)
AUF DEM WEG ZU SICH SELBST
Charismatisch, wie Platin ist, wollen Menschen in ihrem Dunstkreis sein. Mithilfe ihres Mittels kann sie endlich die Bewunderung zulassen, die andere ihr zollen, ohne dadurch übermäßig stolz zu
werden – und auch ohne Angst zu haben, dass sie sie wieder verliert. Ihre Ausstrahlung ist tatsächlich edel und exklusiv. Ihr Geschmack, was Kunst, Architektur und Musik angeht, ist in der Tat
anspruchsvoll. Und auch ihre Erotik ist nicht (nur) gute Hausmannskost, sondern voller Wagnis, Neugier und Experimente.
Typische Auslöser der Beschwerden:
Enttäuschung, Verlassen werden, Verluste, Sorgen, Sex.
Symptome und Anwendungsgebiete:
Modalitäten:
+ Besser durch Gehen im Freien, frische Luft, Sonnenschein, sich strecken, Bewegung.
- Verschlechterung abends, nachts, bei Gemütsbewegungen, bei sexuellen Emotionen, während des Koitus, während der Regelblutung, beim Sitzen, Stehen, in der Schwangerschaft in warmen Räumen, beim Fasten.
Aus "Die 9 großen Frauenmittel der Homöopathie",
Katrin Reichelt / Dagmar Uhl, GU