LIEBE UND FAMILIE: DAS IST NUR DIE EINE SEITE DES LEBENS. Selbstverwirklichung in Beruf und Karriere ist die andere. Für jede Frau ist die Ausgewogenheit dieser beiden Aspekte wichtig im Hinblick auf ihr Wohlbefinden. Doch für keine ist sie so alles entscheidend wie für den Sepia-Typ. Nimmt man ihr die Freiheit, sich auf ihre Art und Weise zu entfalten, dann leidet sie so tief, dass sie schließlich all ihre Kraft und Zuversicht verliert.
Sepia ist die Kriegerin, die für die Rechte der Frauen eintritt. Sie erträgt und duldet keine Form der Entwürdigung und Verniedlichung. Wird sie in einen familiären Käfig gesperrt, ist sie in
Nullkommanichts komplett zermürbt. Ohne Sepia hätte es keine Frauenbewegung gegeben – oder allenfalls in einer viel milderen und angepassteren Variante. Ihre Klarheit ist bisweilen furchterregend
und ebenso ihre scharfe Zunge. Sie sagt, was sie denkt, direkt und ungeschminkt. Ihr Engagement ist beträchtlich, doch es ist nicht auf einen Mann oder die Kinder gerichtet, sondern eher auf Karriere
und gesellschaftliche Ziele. Sepia ist der Prototyp der vollkommen unabhängigen Frau.
Die schwarzbraune Tinte von Sepia officinalis, dem gewöhnlichen Tintenfisch, wird für die Gewinnung dieser großen Frauenarznei verwendet. Sepia ist ein sogenannter Kopffüßler: Die zehn Arme setzen
direkt am Kopf an. Ihm fehlt der weiche Bauch – und das könnte man im übertragenen Sinne auch von einer Sepia- Frau sagen. Sepien verändern ihre Farbe durch farbige Hautzellen, die durch Muskelzellen
auseinander gezogen werden können. So entstehen immer wieder unterschiedliche (Tarn-)Farben. Und sie nutzen ihre Tinte, um sich vor Feinden zu verdünnisieren: Sie hüllen sich einfach in eine schwarze
Wolke … auf den Menschen bezogen: in eine schwarze Stimmungswolke.
Auf der Jagd hingegen schießen ihre Tentakel hervor, umklammern das Opfer und in Nullkommanichts wird die Beute verschlungen. Bei größeren Beutetieren wie Krabben setzt Sepia zusätzlich ein lähmendes
Nervengift ein. Mit dieser Art des Seins in den Tiefen des Ozeans erntet sie zwangsläufig nicht so mühelos Freunde wie die flexible Pulsatilla oder dieangepasste
Staphisagria.
LIEBER AUF DISTANZ BLEIBEN
Sepia-Frauen sind keine Freundinnen von allzu großer Nähe. Intimität, Austausch, die Notwendigkeit von Kompromissen in Freundschaften und erst recht in der Familie: All das laugt sie aus und
zermürbt sie. Je näher ihr jemand steht, umso schneller verliert sie ihre Kraft. Und so ereilte sie (aus homöopathischer Sicht) alsbald der Ruf, sie habe eine Abneigung gegen Menschen, die ihr nahe
stehen – insbesondere gegen ihren Mann und ihre Kinder. Doch die Wahrheit ist komplexer: Dieser Frau geht durch die Intensität enger Beziehungen tatsächlich jeden Tag mehr Energie verloren …
bis sie schließlich so ausgelaugt ist, dass sie einfach nicht mehr lieben kann. Sepia fühlt sich dann innerlich gleichgültig, eingesperrt in ihre Vorstellung, wie Liebe auszusehen habe. Schaut man
in der Natur darauf, wie Sepien sich vermehren, veranschaulicht das Bild die Fakten: Sepia-Männchen kämpfen um das Weibchen, mit dem sie sich paaren wollen – doch die Paarung selbst sieht dann so
aus, dass die Männchen lediglich ein Samenpäckchen über einen ihrer Arme zur Dame ihres Herzens hinüberreichen. Schön weit weg – so ist Sepia der Galan am liebsten.
»Ich frage mich manchmal, ob Männer und Frauen wirklich zueinander passen. Vielleicht sollten sie einfach nebeneinander wohnen und sich nur ab und zu
besuchen.«
KATHERINE HEPBURN (1907 – 2003)
Am besten wäre eine Wochenendbeziehung. Oder wenn sie einfach keine Lust mehr hat auf das ganze Theater, könnte sie auch ohne weiteres in eine gleichgeschlechtliche Beziehung hinüberwechseln. Sie ist die Frau, die jede Konvention zu jeder Zeit außer Kraft setzen kann. Und: Sie ist stolz darauf. Auf eine geheimnisvolle Weise ist sie darum für Männer gleichermaßen anziehend und furchterregend.
Der erkrankte Zustand, bei dem die homöopathische Arznei Sepia hilft, kann in unterschiedlichen Lebensphasen entstehen: Die erste kritische Phase
stellen die junge Ehe und das erste Kind dar, wenn eine Frau erkennt, dass vielleicht mehr Sex gefordert wird, als sie zu geben bereit ist, und die Realität ihrer Familie ihre beruflichen Träume zu
verschlingen droht.
Die zweite kritische Phase setzt ein, wenn die Familie wächst und sich bei ihr das Gefühl verdichtet, mehr und mehr zur „Nur-Hausfrau“ herabgewuüdigt zu
werden (selbst, wenn sie parallel berufstätig ist).
Die dritte Klippe sind die Wechseljahre. Sepia- Frauen leiden oft nicht nur extrem an, sondern auch unter den typisch weiblichen Symptomen wie hormonelle
Schwankungen, unregelmäßige Blutungen oder Kopfweh. Die Missachtung, mit der Frauen in unserer Gesellschaft heute noch betrachtet werden, wenn sie in mittleren Jahren und nicht mehr gebärfähig sind,
verschlimmert Sepias Beschwerden. Sie fühlt sich einmal mehr in ihrer
Würde als Frau verletzt. Diese Art von Verletzung zeigt sich sehr oft auch in der Biografie dieses Typs.
DER URSPRUNG DES LEIDES
Überproportional häufig finden Homöopathen bei einer erkrankten Sepia in deren Vorgeschichte sexuellen Missbrauch. Erst daraus entwickeln sich in ungezählten Fällen überhaupt erst ihre Symptome. Drei
von zehn kleinen Mädchen müssen irgendeine Art von sexuellem Übergriff ertragen. Die Folgen daraus bleiben oft ein Leben lang. Doch die betroffenen Frauen reagieren auf unterschiedliche Weise
darauf:
Eine Frau, deren Konstitution Sepia entspricht, wird bis ins Mark durch jegliche Art von Entwürdigung getroffen. Mehr als andere Frauentypen reagiert sie extrem empfindlich auf das Machoverhalten von
Männern: auf grobe Witze und anzügliche Bemerkungen – aber auch auf betont verführerisches Verhalten von Frauen. Egal, wie viel über Missbrauch berichtet und gesprochen wird: Die deutsche
Rechtssprechung sieht selbst den Missbrauch von Kindern als ein Delikt, das im Höchstfall – wenn überhaupt – nur wenige Jahre Gefängnis nach sich zieht und die Täter viel vehementer schützt als die
Opfer. Sepia kämpft unaufhörlich gegen diese permanente Verletzung weiblicher Integrität.
SEPIAS ABGRENZUNG
Der Sepia-Typ hüllt sich oft in eine Wolke aus Sarkasmus, Scharfzüngigkeit und verletzenden Kommentaren, sodass andere Menschen erst einmal geschockt sind. Diesen Schock nutzt sie, um sich gleich
wieder in ihre Höhle zurückzuziehen. Für sie ist es ausgesprochen schwierig, ihre Gefühle zu zeigen. Sie kann ungeheuer viel arbeiten; ihre Symptome bessern sich sogar, je mehr sie sich anstrengt.
Nur sich auf Menschen einzulassen, das ist nicht ihre Sache. Gefühle bedeuten, Schwäche zu zeigen, und je kranker sie wird, umso brutaler geht sie mit ihrer Verletzlichkeit um. Sie will sich zum
einen ihre Privatsphäre bewahren und zum anderen ihre Unabhängigkeit.
Dass jemand in ihre – und seien es nur ihre gedanklichen – Räume eindringt, ist schon wieder gleichbedeutend mit dem Anzapfen ihrer Energiereserven.
Sie kann sehr nachtragend sein und auch nur schwer verzeihen, wenn jemand ihre Grenzen überschreitet. Doch die sind wiederum so rigide gesteckt, dass es fast unmöglich ist, nicht daran zu rühren.
Mit ihren oft großen und dunklen Augen schaut sie einen dann entweder so an, dass man geradezu Angst bekommt, oder sie sieht selbst sehr ängstlich aus, als hätte man sie gerade gefangen
genommen.
DIE UNTERSCHIEDLICHEN MUTTERTYPEN
Während Sepia vor allem die Unabhängigkeit ihrer Kinder fördert, badet Pulsatilla die ihren geradezu in Liebe und Zärtlichkeit (eine Phosphor-Mutter tut das
ebenfalls).
Der Calcium carboncium-Typ kann sich mühelos in ihre Kinder einfühlen und verwöhnt sie sehr, während Arsenicum album das Leben ihres Nachwuchses vor allem organisiert und dessen Bildung
und Talente systematisch fördert.
Natrium muriaticum hat die natürliche Gabe, ihren Kindern als Lehrerin zu dienen.
SEPIA UND IHRE KINDER
Welch große Probleme sie mit Grenzen hat, sieht man daran, dass Sepia eines der wichtigsten Mittel bei Schwangerschaftserbrechen ist … kaum, dass etwas in ihrem Uterus ist, scheint ihr Körper das
Fremde wieder abstoßen zu wollen. Zudem wird Sepia oft erfolgreich nach einem Abort oder einer Fehlgeburt eingesetzt, oder wenn sich einfach kein Baby einstellen
will ; oder aber, wenneine Mutter nach der Geburt ihr Baby nicht annehmen kann.
Trotz ihres inneren Widerstreits kann Sepia aber unterm Strich eine wunderbare Mutter sein, die ein tiefes Verständnis für den Freiheitsdrang ihres Nachwuchses hat und ihn zu achtsamen,
eigenständigen Menschen erzieht … ohne jedoch dabei allzu nachgiebig zu sein. Sepia hat es schwer mit sich selbst und schwer mit den Erwartungen, die eine "normale" Gesellschaft an Frauen stellt:
dass sie Mehrfachbelastungen locker wegstecken; dass sie für ihren Mann und ihre Kinder allzeit bereit sind; dass sie, weil sie ja "ohnehin schwanger werden", ihre Karrierepläne denen der Männer
nachordnen. Für diese Frau bedeutet das eine solche Herabsetzung, dass sie eines Tages aufstehen und ihre Familie verlassen kann, weil sie diese automatisierte Einschränkung einfach nicht
länger erträgt. Mann und Kinder stellen die größten und unmittelbarsten Anforderungen an sie. Deshalb sind sie in der Wahrnehmung von Sepia die größte Bedrohung.
Sepia braucht für ihre persönliche Entfaltung, aber auch zur Liebe ihre Freiheit wie die Luft zum Atmen. Ein Mann, der das versteht, der sieht, dass in dieser scheinbaren Distanz auch ein Zauber
liegen kann, der die Neugier aufeinander immer wieder frisch entfacht, erfährt in Sepia eine ausgesprochen liebevolle und treue Gefährtin. Sie hat Sehnsucht nach einem gleichberechtigten Mann, nach
einer gleichberechtigten Partnerschaft. Wenn sie einen solchen Mann findet und er sich nicht in die Flucht schlagen lässt, dann kann sie mit der Zeit ihre Gefühle zeigen.
Ihre Unzufriedenheit – niemand kann dann schwärzer sehen als Sepia! – resultiert nicht nur aus einem konventionellen Frauenleben allein, sondern auch daraus, dass sie selbst es ist, die an den
herkömmlichen Klischees klebt – natürlich nicht in dem Sinne, dass sie diese erfüllt, sondern dass sie alles, was auch nur irgendwie in diese Richtung weist, als würdelos deutet und bekämpft. Sie ist
dann geradezu ein Magnet für dumme Sprüche. Andere Frauen würden die Herabsetzung nicht einmal sehen; sie wären entspannter bei frauenfeindlichen Bemerkungen, weil zuvor ihr Selbstwert nicht so tief
verletzt wurde. Doch Sepia verliert an dieser Stelle noch mehr Energie als ohnehin schon: durch ihre Fixierung auf Mann-Frau- Konflikte. Eine wirklich würdevolle Frau wird in allererster Linie
würdevoll mit sich selbst umgehen – mit den eigenen Gefühlen, mit ihrer eigenen Verletzlichkeit. Sie muss nicht dafür kämpfen, sie lebt stattdessen danach. Doch der Sepia-Typ verstrickt sich oft
immer tiefer in seine düstere Betrachtungsweise. Und nicht selten versucht Sepia, auch noch ihre Freundinnen mit auf ihren „Trip“ zu nehmen. Was
wiederum dazu führt, dass es diesen irgendwann zu viel wird.
TYPISCHE SYMPTOME
Entsprechend ihrer besonderen Achillesferse – das Frau-Mann-Thema – ist Sepia das wichtigste Mittel bei diversen weiblichen Unterleibssymptomen. Neben den Problemen rund um Empfängnis,
Schwangerschaft und Wochenbett gehören auch die folgenden Beschwerden zum Wirkspektrum der Arznei: Fehlstellung und Senkung der Gebärmutter – Sepia muss gegen dieses Gefühl des nach unten Drängens
die Beine kreuzen oder übereinander schlagen – sowie Menstruationsstörungen (zu früh, zu spät, zu reichlich). Wenn sie großen Kummer hat, kann die Regel ganz ausbleiben. Außerdem leidet Sepia unter
Umständen an Schmerzen beim Sex oder an Empfindungslosigkeit (Frigidität). Der Sepia-Typ hat ohnehin nicht besonders große Lust auf Gesellschaft – aber wenn sie an diesen Beschwerden leidet,
will sie am liebsten überhaupt niemanden mehr sehen, weil das einfach mehr Anstrengung bedeuten würde, als sie aufzubringen bereit ist.
DAS GANZE AUSMASS DER VERLETZUNG
Das Paradoxe ist: Sepia lehnt die weibliche Seite in sich selbst ab, kämpft aber gleichzeitig um die Gleichberechtigung der Frauen. Dabei geht es ihr nicht darum, die weibliche Seite anzuerkennen –
sondern die männliche Seite der Frau, die sie in Männern so verabscheut. Hier zeigt sich das ganze Ausmaß ihrer inneren Verletzung. Wenn man sich vorstellt, dass eine Sepia-Frau vielleicht den Mann,
der sie auf irgendeiner Ebene missbraucht hat, geliebt oder verehrt hat, ihm vertraut hat (das ist bei über 70 Prozent missbrauchter Frauen der Fall), dann gerät sie in einen furchtbaren Zwiespalt.
Ihr Rückschluss: Sie muss gegen diese Art von Männlichkeit, wie ein solcher "Beschützer" sie gezeigt hat, ankämpfen. Sie muss klarstellen, dass man so etwas mit Frauen nicht machen kann. Sie muss
stärker werden als er, während sie sich zugleich innerlich verletzt und wehrlos fühlt. Doch durch ihren gewaltsamen Widerstand, ihre Verhärtung und ihren Zynismus wird sie unter Umständen selbst
genau zu dem, was sie so sehr hasst.
VOM WINDE VERWEHT
Scarlett O’Hara, die Heldin aus dem Epos "Vom Winde verweht" hat starke Sepia-Züge. Sie war auf eine geheimnisvolle Weise schön, mit dunklem Haar und dunklen Augen, einer schmalen Taille und breitem
Becken. Kraft ihres eisernen Willens verstand sie es, ihren etwas eckigen Körper ohne großartige Empfindungen zur ihrem Vorteil einzusetzen. Ihre kühle Distanz ist anders als die von Platin, vor der man keine Angst bekommen würde. Scarlett ist eher so furchterregend wie Sepia und so hypnotisch wie Lachesis:
jederzeit bereit, ihre Männer zu unterwerfen. Auch ihre Tänenausbrüche passen zu diesem Mittelbild: Sepia weint oft, wenn sie von ihren Problemen erzählt. Es muss nicht einmal Traurigkeit vorhanden
sein – das Fass läuft einfach über. Und sie weint auch dann, wenn sie von Symptomen erzählt, bei denen es gar nicht um Emotionen, sondern um körperliche Beschwerden geht. Ihre Kapazitäten von
Intelligenz und Effizienz, die beim Karrieretyp Sepia beträchtlich sind, haben sich erschöpft. Nun reicht es ihr. Betrachtet man, wie die Welt darum zittert, dass Angelina Jolie eines Tages Brad Pitt
in die Pampa schicken könnte – und diese Bedrohung ist immer spürbar im Raum – repräsentiert dies die Art, wie Sepia zu ihren Rechten als Frau steht, wie sie Familie und Karriere verbindet und wie
sie diejenige ist, die die Regelnbestimmt.
SCHÖNHEIT UND ENERGIE
Was Sepia in mittleren Jahren zu schaffen machen kann ist, dass ihr Haar früh ergraut (oder ausfällt). Sie bekommt unter Umständen Hautprobleme wie zum Beispiel Akne im Erwachsenenalter, Ekzeme oder
diverse braune Hautmale und eine fahle Gesichtsfarbe mit braunen Ringen um Augen und Mund. Ein ganz typisches Symptom ist, dass sie sich auch ohne all diese Widrigkeiten nicht hübsch fühlt und
denkt, dass ihr Körper entstellt und hässlich sei (auch wenn das Gegenteil der Fall ist). Eine der Ursachen ihrer Hautprobleme kann Verstopfung sein. In den Wechseljahren sind Hitzewallungen mit
Schweißausbrüchen und Schwächegefühl ganz typisch für Sepia-Frau en. Alle Beschwerden gehen bei ihr von unten nach oben – auch die so häufigen Stiche in der Gebärmutter, die zum Nabel hin
ausstrahlen. Homöopathisch potenziertes Sepia ist in allen Fällen ein Mittel, um die gestaute Energie wieder in Fluss zu bringen … was sie wieder erblühen lässt und ihre Kraftreserven auf einen neuen
Level hebt. Auch Sepias sehr große Empfindlichkeit gegenüber Licht, Gerüchen und Geräuschen, die sie schnell aggressiv machen können, wird gemildert.
DIE SACHE MIT DER KRITIK
Sepias Stärke ist, dass sie sich keinen Illusionen über sich selbst hingibt. Doch ihre Schwäche ist, dass sie sich keinerlei Kommentare von anderen über sich anhören kann. Die Arznei hilft ihr, sich
durch Kritik nicht immer gleich gekränkt zu fühlen. Und mit etwas Glück schafft sie es auch, ihre geradezu berüchtigte Unverblümtheit so zu zügeln, dass sie nicht pausenlos anderen Menschen auf den
Schlips tritt: "Dich hab ich ja lange nicht gesehen", ruft sie, wenn man sie auf der Straße trifft, "ich hab gerade gestern mit X darüber gesprochen, ob du immer noch in dieser stinklangeweilen Firma
arbeitest und nicht den Mut hast, etwas Vernünftiges mit deinem Leben anzufangen.“ Oder "Neulich hab’ ich deinen Ex-Freund gesehen", erzählt sie frei heraus, „seine Neue sieht genauso aus wie du, nur
in hübsch." Oder: "Dein Mann hat immer noch keinen neuen Job? Findest du nicht, dass er ein Versager ist?" Ihre Kommentare sind übrigens deshalb umso furchtbarer, weil sie den Nagel sehr oft genau
auf den Kopftreffen.
Die Arznei kann bewirken, dass Sepia spürt, wie viele ihrer eigenen Beschwerden auf frühere Verletzungen zurückgehen. Während sie endlich heilen, kann sie mehr Mitgefühl mit sich selbst entwickeln
und kann es wagen, nun auch einfühlsamer mit anderen Menschen zu werden.
»Die selbstsichere Frau verwischt nicht den Unterschied zwischen Mann und Frau – sie betont ihn.«
COCO CHANEL (1883 – 1971)
MUT ZUR SANFTMUT
Sie findet eine gute Balance zwischen ihrem Beruf, der ihr enorm wichtig ist, und ihrer Familie. Sie kann sich einlassen auf ihre Kinder, auf das Muttersein – ohne sich dadurch entwürdigt zu fühlen.
Frauen wie Sepia verkörpern ein – auch wenn ihre Schonungslosigkeit manchmal schwer zu nehmen ist – Menschenbild von Fairness und Aufrichtigkeit. Sie heucheln nicht und spielen nicht das Mäuschen.
Durch ihr hohes Maß an Integrität weiß man, woran man mit ihnen ist und das ist eine Qualität, die frei ist von "Mann oder Frau". Sie steht jedem gut zu Gesicht. Sepia hat den Mut, den wir unseren
Töchtern für die Zukunft wünschen, und wenn sie gesund wird, entwickelt sie schließlich die Sanftmut, die weitaus mehr Zivilcourage erfordert als der Kampf … und am Ende auch mehr bewirkt.
In gesundem Zustand kann Sepia die Stufe 2 der Frauenbewegung zünden – doch dieses Mal mit der Erkenntnis, dass wir selbst es sind, die unsere ganz besondere Art, die Welt zu sehen, anerkennen und
dazu stehen müssen.
Typische Auslöser der Beschwerden:
Verletzung der Würde, Überarbeitung, Schwangerschaft, Wechseljahre,
sexuelle Ausschweifungen.
Symptome und Anwendungsgebiete:
Modalitäten:
+ Besser durch kräftige, körperliche Bewegung, Beine übereinander schlagen, nach dem Schlaf, Beschäftigung allgemein, im Freien, bei Wärme, bei Gewitter.
- Beschwerden verschlimmern sich vor Gewitter und allgemein bei drückenden, atmosphärischen Stimmungen vor Wetterwechsel (etwa vor Schneefall, bei Schwüle), durch Ruhe, Stehen, Aufenthalt am Meer, während und nach der Regelblutung, durch Kälte, durch Vornüberbeugen, durch Wäsche waschen.
Aus "Die 9 großen Frauenmittel der Homöopathie",
Katrin Reichelt / Dagmar Uhl, GU