von Katrin Reichelt
Für die Kinder eine Qual, für die Eltern ein Albtraum, aus dem es kein Erwachen zu geben scheint: Neurodermitis, auch atopisches Ekzem genannt. Niemand weiß wirklich, woher die Hauterkrankung kommt. Und noch viel weniger weiß offenbar jemand, wie sie zuverlässig wieder geht.
IMMER NUR VON TAG ZU TAG
Das Online-Portal "DocCheck" postete 2011: "Neurodermitis - wen juckt das noch?" Ein provokanter Titel, aber so ist es leider. In den letzten Jahrzehnten hat sich trotz intensiver Forschung keine brauchbare Erklärung gezeigt, die zu einenm Heilmittel geführt hätte. Wird vom Arzt erst einmal diese Diagnose gestellt, landet man schnell in der "Cortisonfalle". Und das wiederum bedeutet fast zwangsläufig, dass ein Pingpong zwischen Haut und den Schleimhäuten der Atemwege in Gang gesetzt wird. Wenn die Haut besser wird, verschlechtern sich die Bronchien, erholen sich die Bronchien, wird die Haut wieder schlechter. In jedem Fall schein eine genetische Verananlagung im Spiel zu sein.
Für Eltern heißt Neurodermitis in vielen Fällen, am Rande ihrer Nerven Karussell zu fahren. Denn womit die Kinder zu kämpfen haben und was Eltern nahezu hilflos mit ansehen müssen, ist kein kleines Unwohlsein, sondern oft Folter für die Betroffenen: massive Hautsymptome mit extremem Juckreiz, Nässen, Entzündungen, Schuppen, Bläschen, Schlaflosigkeit, verständliche Übellaunigkeit und immer das Risiko, dass sich noch Bakterien in die aufgekratzten Wunden setzen.
"Die Haut ist ein Aussscheidungsorgan", sagt die Hünfeldener Heilpraktikerin und Homöopathin Petra Hofmann. "Und homöopathisch betrachtet, geschieht Heilung immer von innen nach außen – also von der Seelenebene über die Organebene bis an die Oberfläche: die Haut. Alles was "außen" ist, ist homöopathisch gesehen, schon mal besser als "innen". Behandelt man eine Hauterkrankung mit Cortison, so unterdrückt man den Heilungsprozess und fördert damit die innere Erkrankungsebene. Deshalb entsteht bei häufiger Cortisonbehandlung auch oft Asthma. Dennoch möchte ich Cortison nicht grundsätzlich verteufeln, vor allem wenn dem Patient eine Erstverschlimmerung des Zustandes einfach nicht zumutbar ist."
DER SANFTERE WEG
"Dabei kann man die entzündliche, aber nicht ansteckende Hauterkrankung naturheilkundlich sehr gut behandeln und den Hautzustand auf jeden Fall verbessern", sagt Petra Hofmann. "Wichtig ist der Auslöser. Kommt der von außen – also z.B. durch Kontakt mit einem ekzemauslösendem Stoff, durch Sonne, Medikamente oder Babypflegemittel bzw. Kosmetika? Liegt eine Nahrungsmittelallergie vor? Oder löst die Seele die Hauterscheinungen aus?" Aus homöopathischer Sicht sind auch die Umstände der Verbesserung und Verschlechterung von Symptomen entscheidend: z. B. Jahreszeiten, Temperaturunterschiede, Tageszeiten, Aufregung oder Essgewohnheiten.
Petra Hofmann nennt noch mehr Kriterien einer sorgsamen homöopathischen Anamnese: "Wo genau treten die Ekzeme auf? Jucken sie oder sondern sie eine Flüssigkeit ab? Bilden sich Bläschen? Das sind alles Fragen, die bei einer homöopathischen Behandlung gestellt werden sollten. Und zusammen mit den seelischen Themen lässt sich dann das geeignete Konstiutionsmittel finden."
Homöopathische Mittel, die bei Neurodermitis häufig zum Einsatz kommen, spiegeln wie bei nahezu jeder anderen gesundheitlichen Störung auch, sowohl körperliche als auch seelische Zustände wider.
WAS PFLANZENHEILKUNDE AUSSERDEM VERBESSERN KANN
"Neben homoöpathischen Arzneien gibt es auch Hilfe in der Phytotherapie", sagt Petra Hofmann, "zum Beispiel das Gänseblümchen (Bellis perennis), was häufig als innerliche Tinktur bei Kleinkindern
eingesetzt wird, oder der Storcheschnabel (Geranium robertianum), der ebenfalls als Tinktur die Lymphe reinigt und gut bei Ekzemen hilft." Hautberuhigende Pflanzen sind auch Passionsblume,
Melisse, Hopfen und Baldrian, z. B. als Teezubereitung.
Gegen den Juckreiz helfen Eichenrinde, Pfefferminz, Walnuss, Aloe vera und Cardiospermum (Halicar-Salbe), Letzteres wird auch als das "homöopathische Cortison" bezeichnet (aber natürlich ohne
Cortison!). Es hat sich besonders bei Kontaktallergien bewährt. Als Globuli nimmt man Cardiospermum D2 besonders bei allergischen und entzündlichen Hauterkrankungen und Ekzemen, starkem
Juckreiz, Nesselsucht, Ausschläge von Wasch- und Arzneimitteln.
Ein sehr guter Ratgeber rund um die Homöopathie bei Kindern ist der Kompass von Sven Sommer, der bei Gräfe und Unzer erschienen und seit Jahren ein Bestseller ist. Er widmet der Neurodermitis und anderen Hautausschlägen ein Kapitel mit genauen Unterscheidungen, welches Mittel wann einzusetzen ist. GU,12.99 Euro
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